Ernst-Tichauer-Weg
Dr. med. Ernst Tichauer, Zahnarzt in Bergedorf,
geb. 1888 in Thorn I Westpreußen,
gestorben 1944 in Minsk I Rußland;
Opfer des Nationalsozialismus
Ernst Tichauer wurde am 08.10.1888 in Thorn I Westpreußen geboren. Er war verheiratet mit Elly, geh. Rosenthal- geb. am 06.11.1887. Aus der Ehe gingen zwei Kinder- Helga und Klaus- hervor.
Dr. med. Ernst Tichauer war als Zahnarzt in Bergedorf tätig, zunächst in der Holstenstraße 61 (heute: Alte Holstenstraße). 1936 wechselte er mit seiner Praxis in die Holstenstraße 4a (heute: Alte Holstenstraße über der Drogerie Köpke).
In der Programnacht am 09. November 1938 hatten SA-Leute ein Schild an die Praxistür genagelt, mit dem zum Boykott gegen Juden aufgerufen wurde. Dr. Tichauer wurde danach mit einem Berufsverbot belegt und durfte ab dieser Zeit nur noch Juden behandeln. Er wurde verhaftet und vorübergehend nach Fuhlsbüttel ins Konzentrationslager gebracht.
Anfang 1935 zog die Familie in die Isestraße 55. Die wirtschaftliche Situation machte diesen Umzug notwendig, da Dr. Tichauer als Jude nur noch Juden behandeln durfte.
Ernst Tichauer war Offizier im Ersten Weltkrieg- zuletzt als Hauptmann - und wurde mit dem Eisernen Kreuz 1. Klasse ausgezeichnet. Er vertraute offenbar dem überlieferten Recht, auch dem
Status eines Frontkämpfers mit Sonderrecht und blieb als Jude in Hamburg. 1941 wurde er dennoch mit seiner Frau verhaftet und nach Minsk I Rußland
deportiert. 1944 wurden beide ermordet.
Die Kinder Helga und Klaus, geboren 1921 und 1922, besuchten die Luisen- bzw. die Hansaschule in Bergedorf. Über jüdische Organisationen kam Helga als 17-jährige zu einer englischen Pflegefamilie und wurde Lehrerin. Sie heiratete einen kanadischen Besatzungssoldaten und ging nach Kanada. Ihr Bruder Klaus überlebte ebenfalls den Holocaust; er konnte 1939 nach England ausreisen. Vor einigen Jahren ist er gestorben.