Von-Hacht-Weg

Fritz von Hacht, geboren 1898,

Angestellter,

gestorben 1988;

Widerstandskämpfer gegen den Nationalsozialismus.

 

Fritz von Hacht entstammt einer alten Familie aus den Vier- und Marschlanden. Nach den Kirchenbüchern ist der Name von Hacht schon seit dem 11. Jahrhundert bekannt. Sein Vater und Großvater waren Sozialdemokraten und gewerkschaftlich organisiert. Am 3. Januar 1898 wurde Fritz von Hacht geboren. Seine Jugend verbrachte er in Rothenburgsott und blieb dort bis zur Ausbombung 1943.

 

Seit 1912 war er Mitglied der SPD und mit 14 Jahren Gewerkschaftsmitglied. Wegen des geringen Familieneinkommens mußte er schon früh zum Lebensunterhalt beitragen.

 

Er wollte Kunstmaler werden, weil er als guter Zeichner die Möglichkeit hatte, ein Stipendium zu bekommen. Ein Professor der Gewerbeschule interessierte sich für seine Arbeit und wollte ihn fördern. Der Stiefvater sah das jedoch als brotlose Kunst an, "die in einem Arbeiterhaushalt keinen Sinn machte". Also lautete die Devise: "Rein in die Lehre und etwas mitverdienen". Die Lehre bei einem Kupferschmied am Billwerder Neuendeich brach er ab, weil er nicht nur vom Lehrherrn bei jeder Gelegenheit Prügel bekam, sondern auch die "Meisterin" das Recht hatte, dem Lehrjungen ab und zu "ein paar hinter die Ohren zu schlagen", wenn er nicht im Haushalt mithelfen wollte. Als Bote und Hausdiener, später dann als Bauhilfsarbeiter verdiente er seinnGeld, bis er zum Militärdienst eingezogen wurde . Den Ersten Weltkrieg in Frankreich und Flandern empfand er als "Massensterben, wie man es sich grausamer nicht vorstellen konnte".

 

1924 wurde er als aktiver Sozialdemokrat Mitglied des "Reichsbanners Schwarz-Rot-Gold".

 

Nach der Machtübernahme durch die Nationalsozialisten verlor Fritz von Hacht aus politischen Gründen seinen Arbeitsplatz bei der GEG und blieb bis zu seiner Verhaftung 1935 erwerbslos. Die führenden Genossen der SPD waren für ihn Helmut Weidt als Leiter der Hamburger Distrikte und Walter Schmedemann als Vorsitzender der Gesamtpartei,
die im März 1933 in Hamburg offiziell verboten wurde. Die illegale Arbeit begann schon
bald nach der Machtübernahme. Als Skatabende waren die ersten Zusammenkünfte getarnt, die in der Wohnung von Fritz von Hacht am Billhorner Röhrendamm 82 stattfanden. Ständige Teilnehmer waren Helmut Weidt, Franz Wendt, Rudolf Bartels, Otto Lang, vom Reichsbanner Karl Schuckmann und Fritz Wollmann. Im Auftrag von Weidt wurde von Hacht Verbindungsmann für Bergedorf. Dort nahm er Kontakt auf zum ehemaligen Bergedorfer Bürgermeister (bis 1933) Friedrich Frank und zum Distriktsvorsitzenden Gustav Faulig.

 

Es folgten mehrere geheime Treffen an verschiedenen Orten. Zusammenkünfte fanden auch im Keller des Sozialamtes in der Markmannstraße statt. Dort betreute der Genosse Rudi Bartels die Erwerbslosenküche, die noch von den politischen Freunden ins Leben gerufen war.

 

Besonders pikant war die Situation dadurch, daß der illegale Treff in den Kellerräumen stattfand, während im Erdgeschoß die Nationalsozialisten tagten. Ein Teil der illegalen Arbeit bestand im Anfertigen und Verteilen illegaler Schriften und Flugblätter. Beim Besuch Hitlers in Rothenburgsort mußte von Hacht mit seiner Familie die Wohnung verlassen, weil die Nazis vermuteten, von hieraus könne etwas gegen Hitler unternommen werden.Am 05.02.1935 wurde von Hacht um 3.00 Uhr in der Früh in seiner Wohnung in Rothenburgsort, Billhorner Röhrendamm 82 von zwei Leuten der Geheimen
Staatspolizei verhaftet. Er wurde in Schutzhaft genommen, weil er dringend verdächtigt war, den organisatorischen Zusammenhalt der SPD aufrecht erhalten zu haben und weil er durch sein Verhalten die öffentliche Sicherheit und Ordnung unmittelbar gefährdet hat. Gegen diesen Schutzhaftbefehl war eine Beschwerde nicht zulässig. Im Stadthaus, dem Standort der Gestapo, fand das erste Verhör statt. Spätere folgten im Konzentrationslager Fuhlsbüttel (KOLAFU). Dort kam er in Einzelhaft. Die Verhöre waren regelmäßig von Schlägen begleitet. In den sechs Wochen Einzelhaft erlitt er schwerste Folter. Während der Einzelhaft lag in der gegenüberliegenden Zelle der Genosse Hans Westermann

(siehe Käte-Latzke-Weg) den man zu Tode geprügelt hatte.

 

Fritz von Hacht saß vom 05.02.1935 bis zum 08. August 1936 im KZ Fuhlsbüttel und im Gefängnis, verurteilt wegen Vorbereitung zum Hochverrat.

 

Nach dem Krieg war er als Angestellter beim Bezirksamt Bergedorf tätig, zuerst im Wohnungsamt. Später hat er sich viele Jahre bis zu seiner Pensionierung als Personalratsvorsitzender für das Wohl der Kollegenschaft eingesetzt. Am 01.01.1988 ist er in Bergedorf gestorben.